Es gibt viele Möglichkeiten, Energie aus der Umgebung (zurück) zu gewinnen. Diese Energiequellen werden heute noch in geringem Ausmaß genutzt; einige von ihnen bergen jedoch aufgrund der einfachen Zugänglichkeit und Verfügbarkeit ein hohes Nutzungspotenzial. Beispiele hierfür sind Licht, Vibrationen, Radiowellen und Wärme. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die einzelnen Möglichkeiten, Energie aus der Umgebung zu „ernten“:
Natürliches und künstliches Licht
Auf photovoltaischem Effekt basierende Halbleitertechnologien ermöglichen die Rückgewinnung von elektrischer Energie aus Sonnenlicht oder Beleuchtung. Von allen hier aufgelisteten Technologien ist diese wohl die fortschrittlichste, obwohl die Energieausbeute mit 20 % noch relativ gering ist. Die Flächenleistungsdichte liegt derzeit bei bis zu 100 mW/cm². Allerdings macht die Forschung und Entwicklung zur Wirkungsgradverbesserung rasante Fortschritte. Neue Werkstoffe wie amorphes Silicium (aSi) oder Kupfer-Indium-Diselenid (CIS) bieten bei etwas geringerem Wirkungsgrad bessere mechanische Eigenschaften. Darüber hinaus ist ihre Herstellung kostengünstiger als mono- und polykristalline Silizium-Solarzellen.
Photovoltaik wird derzeit zur Versorgung von Sensoren in widrigen Umgebungen eingesetzt. Solarmodule, die für solch spezielle Anforderungen gebaut wurden, messen nur wenige Quadratzentimeter. Der Einsatz dieser Technologie im Innenbereich ist möglich, doch ist ihr Wirkungsgrad ums Tausendfache geringer. Für diesen Zweck sind PV-Zellen aus Amorphem Silizium besser geeignet.
Vibrationen
Vibrationen sind in zahlreichen Umgebungen vorhanden, besonders in Industrieanlagen. Sie sind allgegenwärtig in Fabriken und Produktionsanlagen, was eine echte Chance für die Umsetzung des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 bietet. Gerade hier erfordert der Einsatz von Sensoren hohe Energien. Die Umwandlung von Vibrationen in elektrische Energie kann mit vier Sensortypen erfolgen: elektromagnetische, elektrostatische, magnetostriktive und piezoelektrische Sensoren.
Mit einer erzielbaren Flächenleistungsdichte von 100 µW/cm2 ist die Gewinnung von Vibrationsenergie auch auf anderen Gebieten denkbar. Einige Beispiele:
- Die Rückgewinnung von Bewegungsenergie des menschlichen Körpers zur Versorgung portabler Geräte
- Die Energierückgewinnung aus dem Drücken einer Taste für den Betrieb einer Fernbedienung
- Die Versorgung der Vibrationssensoren für den Schienen- und Bahnverkehr
Radiowellen
Auch Funkwellen, die fast allgegenwärtig sind, können zur Energierückgewinnung verwendet haben. Die Nutzung der Radiofrequenzenergie zur Versorgung kleiner Geräte ist nicht neu. Ein konkretes Beispiel ist die bereits seit Jahren eingesetzte RFID- Technologie (Radio Frequency Identification). Dieses System nutzt für seinen Betrieb eine elektromagnetische Energieübertragung.
In den letzten Jahren hat sich die Nutzung der Radiowellen mit dem Ausbau der Mobiltelefonie und des WLANS verzehnfacht. Dabei handelt es sich um eine Energiequelle mit vielversprechendem Potenzial; Hersteller von integrierten Schaltungen haben dies längst erkannt und bieten künftig Empfangsschaltungen speziell für die Energierückgewinnung aus Funkwellen an. Sie ermöglichen die Umwandlung der Radiosignale in elektrische Gleichstromsignale. Sogenannte Rectenna-Module (gleichrichtende Antennen) für die Umwandlung von RF-Signalen in Gleichstromsignale werden speziell für diesen Zweck hergestellt. Diese Art des Energy-Harvestings bietet sich natürlich auch als möglicher Energielieferant für Anwendungen mit extrem niedrigem Stromverbrauch und als zusätzliche Energiequelle für anspruchsvollere Systeme an. Beispielsweise wäre es denkbar, eine Leistung von 1 Mikrowatt durch die Energierückgewinnung eines in 1 Meter Entfernung angebrachten Senders mit einer Leistung von 1 Watt zu erzielen.
Wärmeenergie
In fast jeder Umgebung, insbesondere dort, wo Menschen einer Tätigkeit nachgehen oder Maschinen in Betrieb sind, existiert Wärmeenergie. Typische Beispiele hierfür sind Elektrogeräte, Motoren und mechanische Systeme. Wärmeenergie kann mithilfe von Thermoelektrizität in elektrische Energie umgewandelt werden. Diese Technologie basiert auf dem bereits 1921 von Thomas Johann Seebeck entdeckten thermoelektrischen Effekt, der nach ihm benannt wurde. Auf diesem beruht auch das Funktionsprinzip von Peltier-Elementen. Die ersten konkreten Anwendungen wurden 1950 vermarktet, doch wurde die Weiterentwicklung durch den geringen Wirkungsgrad gebremst. Durch die zunehmende Bedeutung der Energieeffizienz in den vergangenen Jahrzehnten bekam die Forschung wieder Aufwind. So wurden in jüngster Zeit Fortschritte erzielt, insbesondere bei der Entwicklung neuer Werkstoffe mit verbesserter Umwandlungseffizienz aus Bleitellurid-basierten Nanostrukturen. Diese unter Verwendung von Schwermetallen hergestellten Materialien sind jedoch instabil, selten und teuer. Die Suche nach rentableren Alternativen in der geht somit weiter.
Wie auch bei den anderen Energiequellen eröffnet der sehr geringe Stromverbrauch moderner Schaltungen neue Perspektiven:
- Die Nutzung der menschlichen Körperwärme zur Stromversorgung portabler Geräte wie zum Beispiel Smartwatches oder vernetzter medizinischer Geräte wie Herzschrittmacher.
- Bremsenergierückgewinnung in elektrischen und hybriden Automobilen.