Digitale Zwillinge helfen nicht nur dabei, schon vor der Konstruktion eines Systems einzuschätzen, wie sich dieses verhalten wird, sondern sie können auch bei vorhandenen Systemen zum Einsatz kommen. Im industriellen Kontext können digitale Zwillinge etwa auf ganze Werksanlagen angewandt werden und hier eine Plattform bieten, im Rahmen derer eine erheblich genauere Analyse, Diagnose und Fehlerbehebung durchgeführt werden kann. Als Grundlage zukünftiger Industrie-4.0-Projekte werden sie die Erweiterung von Workflows und die Optimierung wichtiger Prozesse ermöglichen. Dadurch kann sowohl der Durchsatz von Anlagen als auch die Qualität der von den Anlagen hergestellten Produkte verbessert werden. Die Auswirkungen, die eine an einem Punkt vorgenommene Änderung für die darauffolgenden Schritte im Workflow/Prozess hat, können eingeschätzt werden, bevor eine Maßnahme tatsächlich umgesetzt wird. Man könnte also beispielsweise ein Szenario durchspielen, bei dem ein Fließband in einer Fabrik mit höherer Geschwindigkeit betrieben wird. Mithilfe des erstellten digitalen Zwillings wäre es nun möglich, die daraus resultierenden Folgen abzuschätzen, beispielsweise die Auswirkungen auf die Qualität des hergestellten Produkts, den Verschleiß der einzelnen Komponenten innerhalb der Fertigungsanlage oder den Stromverbrauch. Auf dieser Grundlage ist dann eine wirklich fundierte Entscheidung darüber möglich, welche Maßnahmen zum besten Ergebnis führen – ob also z. B. für eine Steigerung des Produktionsdurchsatzes höhere Betriebskosten oder ein Anstieg der Produktretouren in Kauf genommen werden sollen.
Durch digitale Zwillinge können auch vorausschauende Instandhaltungsmaßnahmen auf ein System angewandt werden, da sich die Abnutzung einzelner Bestandteile (im Verhältnis zu verschiedenen Betriebsbedingungen, zukünftigen Situationen usw.) kalkulieren lässt. Dies ermöglicht eine genau Vorhersage, wann Teilkomponenten ersetzt werden müssen, sodass die Anlagenwartung erheblich besser geplant werden kann. Auf diesem Wege kann das Risiko von Ausfallzeiten (infolge von Störungen) und von Verzögerungen, die durch Reparaturarbeiten entstehen, minimiert werden.