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      • Veröffentlicht am 10. März 2023
      • Zuletzt bearbeitet am 29. Aug. 2023
    • 8 min

    PSA für Frauen – eine echte Notwendigkeit

    Eine britische Studie zeigt große Defizite im PSA-Angebot für Mitarbeiterinnen. Schlecht sitzende Schutzkleidung behindert bei der Arbeit & die Unfallgefahr ist erhöht. Einige Unternehmen haben spezielle PSA-Linien entwickelt, die diese Lücke schließen.

    PSA für Frauen

    Persönliche Schutzausrüstung für Frauen ist eine Frage der Sicherheit

    Im Jahr 2010 führte die britische Women's Engineering Society (WES) eine Studie durch, um die Problematik von PSA für Frauen besser zu verstehen. Ziel war es, die Arten von PSA zu ermitteln, die die größten Probleme darstellten, um Herstellern die Möglichkeit zu geben, ihre Produkte zu verbessern. Anhand der Antworten von Händlern, Arbeitnehmern in verschiedenen Sektoren wie Bau, IT und Energie, an die WES Sicherheitsanzüge für Frauen verteilt hatte, kam man zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit (75 %) der PSA, die von den an der Umfrage teilnehmenden Frauen getragen wurde, für Männer konzipiert war.

    Starke Benachteiligung wirkt sich auch auf Berufswahl aus

    "Die Ergebnisse der Umfrage zeigen die geringe Verfügbarkeit von speziell für Frauen entworfener Schutzkleidung. Jacken, Handschuhe, Schuhe, Hosen und Kopfbedeckungen haben sich als die problematischsten Artikel erwiesen. Außerdem gibt es keine spezielle PSA für schwangere Frauen." (*1)

    Darüber hinaus gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass die von ihnen getragene PSA sie bei der Arbeit behindert und sie weniger effizient macht. Für die Befragten ist das ein Faktor, der die Entscheidung beeinflussen könnte, nicht mehr in diesem Sektor zu arbeiten.

    Diese Aspekte machen deutlich, in welchen Ausmaß noch immer speziell für weibliche Arbeitnehmer entwickelte PSA fehlt.

    Viele Jobs im Industriesektor sind noch typische „Männerberufe“

    Jacke Oneida von Parade für Frauen

    Die Unausgewogenheit der Geschlechter in Sektoren, in denen PSA häufig getragen wird, ist der Grund dafür, dass es keine spezielle Schutzkleidung für Frauen gibt. Persönliche Schutzausrüstung wurde zunächst für Männer entwickelt. Laut INSEE „waren im Jahr 2016 von 87 Berufsgruppen nur 8 ausgewogen, 28 waren mehr oder sehr stark feminisiert, während 51 wenig oder sehr wenig feminisiert waren. Etwa 20 Berufsgruppen weisen sogar ein „extremes“ Ungleichgewicht auf, mit jeweils einem Anteil von weniger als 10 % Frauen oder Männer“. (*2) Dies trifft insbesondere in bestimmten Sektoren und Berufen der Industrie, der Landwirtschaft oder des Baugewerbes zu, in denen hauptsächlich Männer beschäftigt sind.

    Andererseits haben sich einige typisch männliche Berufe feminisiert, wie z. B.:

    • Ingenieurberufe (wo 2017 noch immer nur 30 % Frauen an diesen Schulen waren) und Führungskräfte in der Industrie mit einem Frauenanteil 2019 von 25 %,
    • Managementberufe im Baugewerbe und im öffentlichen Dienst 19 %
    • und Arbeitsplätze bei Armee, Polizei und Feuerwehr 14 %. (*3)

    Besonders bedenklich: Angesichts dieses Mangels an Ausrüstung mussten die Frauen ihre PSA selbst „anpassen“. Eine solche Modifizierung kann jedoch Sicherheitsprobleme mit sich bringen, sowohl für die Arbeitnehmer als auch für den Arbeitsvorgang, ganz zu schweigen von möglichen Produktivitätsverlusten.

    Darüber hinaus wird das Fehlen frauenspezifischer PSA wahrscheinlich die Einstellung von Frauen hintanhalten oder einige sogar davon abhalten.

    Schutzkleidung für Damen ist häufig nur eine „verkleinerte Version“ der Herrenausstattung

    Mit der fortschreitenden Feminisierung der sogenannten Männerbranchen ist auch Unisex-PSA auf den Markt gekommen. Dabei haben sich die Hersteller oftmals damit begnügt, einfach die Größen der bestehenden PSA anzupassen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass Frauen einen anderen Körperbau haben. Die stark vereinfachte Annahme, Frauen seien einfach eine „verkleinerte Version“ eines Mannes, führt dazu, dass für Männer entwickelte PSA für Frauen oft unbequem ist. Ein typisches Beispiel sind Schuhe: So sind Frauenfüße nicht nur kürzer, sondern im Allgemeinen auch schmäler als die von Männern. Männerschuhe sind daher oftmals zu breit, auch wenn die Länge stimmt.

    Neben dem geringeren Tragekomfort besteht vor allem das Risiko einer erhöhten Verletzungsgefahr. So können beispielsweise Sicherheitsschuhe oder Schutzanzüge, die nicht richtig passen, den Benutzer zu Sturz bringen. Ebenso kann eine schlecht an die Gesichtsform angepasste Schutzmaske beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln das Einatmen giftiger Aerosole ermöglichen.

    Die Berücksichtigung des Geschlechts in die ergonomische Analyse bei der Entwicklung von PSA trägt daher dazu bei, Unfälle und Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verringern. Deshalb ist die Entwicklung von wirklich an die weibliche Körperform angepasster Sicherheitsausrüstung eine echte Frage der Sicherheit.

    Das Angebot an persönlicher Schutzausrüstung für Frauen wächst

    Im Laufe der Zeit ist die Nachfrage der Mitarbeiter und die Motivation der Sicherheitsteams gestiegen. Um darauf zu reagieren, haben Hersteller und Händler spezielle PSA-Sortimente entwickelt (wie Parade mit seiner Produktlinie für Frauen): schickere, an weibliche Körperform angepasste Outfits. Darüber hinaus muss Schutzausrüstung nicht nur Komfort und Sicherheit bieten, sondern auch Lust darauf machen, getragen zu werden. Sie heben sich daher farblich hervor, was einen hohen Erkennungswert bietet. So können Unternehmen nach außen hin Gleichstellung signalisieren. In den letzten Jahren hat sich der Trend sowohl für Männer als auch für Frauen entwickelt, die Arbeitnehmer mit dem Stil ihrer Ausrüstung zu verbinden. So bieten einige Hersteller digitale Plattformen an, auf denen es möglich ist, die Personalisierung ihrer kundenspezifisch angefertigten Arbeitskleidung, einschließlich PSA, anzusehen. Andere bieten bunte technische Ausrüstung an. Dies ist ein Trend, der immer gefragter ist.

    Interview mit dem PSA-Hersteller uvex safety group

    Gespräch mit Susen Lemnitzer (Head of PGM Workwear) und Laurent Rebstock (Head of PGM Footwear), bei der uvex safety group.

    uvex ist fast 100 Jahre alt und versteht sich als Systemanbieter mit Herstellerkompetenz. Was heißt das?

    LR: protecting people steht als Mission hinter allen Marken der uvex group. Das Ziel ist, den Menschen mit den eigenen Produkten genau den Schutz zu bieten, den sie brauchen. Von Kopf bis Fuß aus eigener Herstellung, als komplettes System. „Schutz“ definiert uvex dabei aber nicht nur im Sinne der körperlichen Unversehrtheit, sondern bezieht sich auf das ganzheitliche Umfeld im sozialen, ökologischen und ökonomischen Kontext. Aus protecting people leitet sich deshalb das eigene Versprechen zum Schutz der Gesellschaft und der Umwelt in Form des gruppenweiten Konzepts protecting planet ab.

    Interessant. uvex liefert die komplette PSA unter einer Marke. Und auch bei den speziellen Ansprüchen an die PSA für Frauen ist uvex konsequent.

    SL: Im Bereich Workwear beschäftigen wir uns bereits seit 2016 intensiv mit Damenmodellen und legen hier einen gesteigerten Wert auf die perfekte Passform. Nicht umsonst gibt es bei Jeansherstellern ein breites Spektrum an unterschiedlichen Fits, wie etwa Slim Fit oder Loose Fit, um der Trägerin eine optimale Passform und damit höchsten Tragekomfort bieten zu können.

    Bei Arbeitshosen muss dabei eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigt werden. Angefangen beim Material, dass sowohl bequem sein soll als auch einer starken Beanspruchung im Alltag standhalten muss. Gefolgt von der Figur der Trägerin, die besonders durch unterschiedliche Hüft- und Taillenproportionen beeinflusst wird, bis hin zur die Schnittführung, welche durch eine Vielzahl an Teilungsnähten verschiedene Oberschenkel- und Saumweiten berücksichtigt.

    Deswegen haben wir uns dazu entschlossen zwei unterschiedliche Fits (Slim und Regular) aus verschiedenen Materialien (mit und ohne Elasthan) anzubieten. Unterstützt wurde die Entwicklung durch zusätzliche Muskel- und Anatomiestudien, um der Anwenderin höchsten Tragekomfort zu bieten. Dadurch können wir sehr viele Körperformen optimal bedienen und erhalten durchwegs positives Feedback unserer Kundinnen. Selbst bei neuer Schutzbekleidung, wie im ESD Bereich, setzen wir konsequent auf unsere uvex suXXeed Passformen.

    Aber auch bei den Sicherheitsschuhen speziell für Frauen ist uvex Vorreiter. Unter dem Motto „Designed for women“ verspricht uvex einiges.

    LR: Neben dem optischen Design, ist es zum idealen, passgerechten Schutz für Trägerinnen von Sicherheitsschuhen notwendig, den spezifischen Anforderungen von Frauenfüßen gerecht zu werden und diese ernst zu nehmen. Daher werden uvex Sicherheitsschuhe für Arbeitnehmerinnen in den gängigen Größen über einen reinen Damenleisten gefertigt und in ihrer Geometrie ergonomisch dem weiblichen Fuß angepasst.

    Zudem gibt es seit Jahren Modelle, die uvex ausschließlich für Frauen produziert. Innerhalb der beliebten Produktfamilie uvex 1 gibt es mit den uvex 1 ladies vier Modelle in grau-rosa speziell für Frauen. In sportlichem Design haben wir den uvex 1 sport in der Farbe Wildberry. Und auch bei der neuen Produktfamilie uvex 1 G2 gibt es bereits ein Damenmodell mit dezenten Highlights in dunklem pink. Aber dabei wird es natürlich nicht bleiben: weitere Modelle sind bereits in der Entwicklung.

    Quellen

    (1) “Personal protective equipment: the challenge of adapting to women”, HESMAG Nr. 12, 2. Halbjahr 2015

    (2) “Feminized sectors: parity is still moving away”, Sophie Faure, Insee, 2020

    (3) DARES-Studie (Direktion für den Forschungs-, Studien- und Statistikbereich), 2017.