Als eines der kulturell einflussreichsten Länder Europas und eine der größten Wirtschaftsnationen der Welt hat Deutschland den Ruf, effizient und zuverlässig zu sein. Daraus wurde auch der Begriff „deutsche Ingenieurskunst“ geprägt.
Auch im digitalen Zeitalter ist entgegen den Erwartungen, Programmieren noch nicht Teil des Lehrplans an deutschen Schulen. Dies liegt daran, dass das Bildungssystem in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer liegt, mit eigenen Bildungsministerien und Gesetzen. Somit gibt es 16 verschiedene Lehrpläne, statt eines von der Bundesregierung festgelegten Systems, wie in anderen Ländern. Da es sich nicht um ein Pflichtfach handelt, kommen die meisten Schüler erst als Teenager mit Programmieren in Berührung.
Um dies zu verbessern, hat eine kleine Gruppe in Düsseldorf die CodingSchule ins Leben gerufen - eine Initiative, welche die Schulbildung in Deutschland erweitern soll.
Dem Programm folgen
Im April 2016 haben Güncem Campagna und Anna Roscina eine Schule gegründet, um neben dem Schulunterricht Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Programmieren beizubringen.
Wenn Kinder das Interesse an etwas verlieren, sind sie schwer wieder zu begeistern.
Mit Programmiersprachen wie Scratch und Python ermöglicht die CodingSchule allen Interessierten einen einfachen Zugang zur Computer-Welt und Programmierung. „Man muss es auf eine Weise erklären, die nicht technisch ist. Das Programm teilt dem Computer mit, was er zu tun hat. Wie bei jeder anderen Sprache der Welt gibt es eine Syntax und Regeln“, sagt Güncem. “In der Sekundarstufe entscheiden sich Kinder meistens, ob sie einen technischen Beruf ergreifen möchten. Wenn sie das Interesse an etwas verloren haben, ist es schwer sie wieder zu begeistern“. Um dem entgegenzuwirken muss man, nach dem Credo der CodingSchule, die Kinder frühzeitig an Technik heranführen.
In einem Großteil der Kurse werden Raspberry Pi PC-Boards und Pi-Tops in den Unterricht einbezogen. Diese werden von RS Components erworben, dem führenden, weltweiten Distributor für Elektronik, Elektromechanik, Automation und Messtechnik. „Wir sind umgeben von Computern und der Code ist die Sprache, mit der wir Computer steuern - damit ist klar, dass sie ebenso wie Lesen und Schreiben neue Möglichkeiten eröffnet.“ Die Schüler lernen wie einfach Programmieren ist und dass es Spaß macht, eine neue Welt zu beeinflussen, die sich ihnen hierbei eröffnet.
Ideen zum Leben erwecken
Die CodingSchule beschäftigt etwa 20 Mitarbeiter, zu denen Entwickler, Lehrer und Technologie-Interessierte gehören. Einer davon ist Tobias Hübner, der einige der einfallsreichsten Geräte beschreibt, die an der CodingSchule entwickelt wurden. Die meisten davon entstanden aus einfachen Haushaltsgegenständen. „Mit einer kleinen Aufbewahrungsbox von IKEA bringen wir Kindern bei, selbst ein Spielgerät herzustellen“, erklärt er. „Wir bohren Löcher in den Deckel, so dass die Kinder Knöpfe und einen Joystick installieren können. Im Inneren ist alles an einen Bluetooth-Controller angeschlossen, der mit einem Smartphone oder einer Spielkonsole eingesetzt werden kann.“
Der Raspberry Pi hat sich bei diesen Entwicklungen als großartiges Lehrmittel erwiesen, weil er von den Kindern geliebt wird und sehr preisgünstig ist.
„Wir freuen uns sehr, dass RS Components, als wichtigster Distributor von Raspberry Pi, unserer Arbeit so viel Interesse und Unterstützung entgegenbringt, um ein Bewusstsein für die CodingSchule zu etablieren.“
Förderung der Frauen in Technik
Eines der erklärten Ziele der CodingSchule ist es, mehr Frauen zu ermutigen, sich für einen technischen Beruf zu entscheiden. Hübner sagt: „Die CodingSchule ist aus einer Idee am Girls‘Day im Jahr 2016 hervorgegangen - einem Berufsinformationstag, an dem Mädchen an MINT-Berufe und -Betätigungsfelder herangeführt werden. Wir haben einen Workshop mit dem Raspberry Pi veranstaltet, damit fing alles an.“
Es ist wichtig für Mädchen, ihre Möglichkeiten zu erkennen
Die CodingSchule bietet auch einen Girls‘Club, in dem reine Mädchenklassen von einer Lehrerin unterrichtet werden, sodass die Teilnehmerinnen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen. „Es ist sehr wichtig, dass die Mädchen ihre Entwicklungsmöglichkeiten erkennen. Es gibt vieles was Frauen erreichen können, wir sollten ihnen neue Perspektiven aufzeigen.”
Die Zukunft des Programmierens
Die CodingSchule hofft, mit ihren Aktivitäten den deutschen Lehrplan ins digitale Zeitalter mit voran zu bringen. Mitbegründerin Anna Roscina sagt: „Wir können manchmal kaum glauben, dass alles einfach mit einem Workshop begann. In zwei Jahren hatten wir mehr als 800 Teilnehmer. Rückblickend ist eines klar: Der Erfolg der CodingSchule ist der Erfolg des gesamten Teams - wir hatten viele Rückschläge, aber wir haben hart gearbeitet und nicht aufgegeben.”
Die CodingSchule zeigt Ausbildungsperspektiven auf
Das Team treibt der Wunsch an, sein Wissen weiterzugeben und die Ausbildung in Deutschland zu verbessern, sodass jedes Kind Zugang zu Technik und Programmierung hat und seine Zukunft gestalten kann. Anna sagt abschließend: „Wir glauben an das was wir tun. Es wird immer Höhen und Tiefen geben, aber wenn man nicht den eigenen Traum lebt, wird man am Ende den eines anderen leben.”
